Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / HNA online / 14.04.2017


Pos1


Brandstiftung wird vermutet
Brand bei Salzmann in Kassel: 50.000 Euro Schaden nach Feuer


Kassel. Im Kasseler Stadtteil Bettenhausen hat die Feuerwehr am Morgen des Karfreitags gegen einen Brand auf dem Salzmann-Gelände gekämpft.

(Foto: Quelle HNA online 14.04.2017 (Weitere Aufnahmen zum Brand bei Salzmann finden Sie im Fotoarchiv auf dieser Internetseite)

Das Areal befindet sich an der Sandershäuser Straße. Wegen der Löscharbeiten gab es eine Vollsperrung der Sandershäuser Straße auf Höhe des Salzmann-Areals. Bis etwa 13 Uhr blieb der Abschnitt für den Verkehr gesperrt. 

Wie es zu dem Brand, der gegen 10 Uhr ausgebrochen war, kommen konnte, ist bislang noch unklar. Allerdings hat die Polizei Ermittlung wegen des Verdachts auf Brandstiftung aufgenommen. Verletzte gab es nicht - der Gebäudekomplex wird nicht bewohnt. Der Schaden wird von der Feuerwehr auf 50.000 Euro geschätzt.

Die Mitarbeiter der Tankstelle, die sich gegenüber des Salzmann-Geländes befindet, hatten die Feuerwehr alarmiert. Sie sahen offenbar die Rauchentwicklung, die aus dem fünften Stock kam. Betroffen war ein Turm. Die schwarze Rauchwolke war auch für Augenzeugen von Weitem im Stadtteil sichtbar. 

Da der komplette Komplex baufällig ist, ist es nach Angaben der Feuerwehr relativ gefährlich den Innenraum zu betreten. Insgesamt zwei Trupps gingen unter Atemschutz in das brennende Gebäude. Von außen setzte die Feuerwehr zwei Drehleitern ein, um Herr der Lage zu werden. 

Im Einsatz befanden sich die Kasseler Berufsfeuerwehr sowie die Freiwillige Feuerwehr Forstfeld. Insgesamt waren 30 Feuerwehrleute beteiligt. Vorsorglich war auch ein Rettungswagen angerückt.

Bereits in der Nacht zu Karfreitag hatte es im Hauptgebäude der alten Textilfabrik gebrannt. Müll und Unrat hatten aus bisher ungeklärter Ursache Feuer gefangen. Das Feuer befand sich im ersten Obergeschoss und wurde umgehend von der Feuerwehr gelöscht. 

Hintergrund: Was ist Salzmann in Kassel?

Ursprünglich war das Salzmann-Gelände eine Textilfirma. Sie bestand seit dem Jahr 1876 bis 1971. Den Namen hatte die Firma von seinem Gründer - dem damals 25-jährigen Heinrich Salzmann. Der Kaufmann war in die Firma seines Vaters eingestiegen. In der Fabrik wurden aber keine Blusen und Hosen hergestellt. Es ging um Gewebe, dass besonders haltbar sein musste, das für Schiffahrt, Militär und sonstige Industrie genutzt wurde. Anfang der 1970er-Jahre machte Salzmann dann dicht, denn mit der Konkurrenz aus dem Billiglohn-Ländern konnte die deutsche Firma nicht mithalten.

Zu documenta 8 wurde das Areal neu genutzt. Die Kulturfabrik Salzmann wurde eingerichtet. Workshops, Ausstellungen Tanz und Theater waren an der Tagesordnung. 

Später entstand dann eine Techno-Diskothek unter dem Namen Aufschwung Ost. Der name wurde einige Zeit später in "Stammheim" geändert. Bis einschließlich 2002 befand sich die Diskothek, die berühmte DJs wie Marusha und Publikum aus ganz Deutschland anlockte in den Räumlichkeiten der Textilfabrik. Doch auch mit der Diskothek nahm es kein gutes Ende. Die Beschwerden wegen Lärm, Müll und Drogenmissbrauch häuften sich. 

Nachdem der Investor Dennis Rossing aus Bad Hersfeld die Fabrikgebäude gekauft hatte, wollte er alles grundlegend sanieren. Alle Mieter der Gebäude erhielten schließlich 2012 die Kündigungen ihrer Verträge. Im August folgtre dann der teilweise Abriss des Industriedenkmals. Inzwischen verfällt das Areal immer weiter. Die Verkaufspläne Rossings waren gescheitert. Weil das Verwaltungsgericht entschieden hatte, dass Rossing das Gebäude gegen Schnee und Regen schützen muss, wurde die Stadt aktiv. Die Dächer wurden für 72.000 Euro repariert - das muss Rossing nun aus eigener Tasche zahlen.