Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / HNA / 03.08.2016


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Handwerker setzen Dach notdürftig instand
Fabrik wird dicht gemacht: Verfall von Salzmann-Areal soll gestoppt werden


Kassel. Der weitere Verfall soll endlich gestoppt werden: Handwerker der Firma Holzbau Schwarz aus Zierenberg sind seit anderthalb Wochen dabei, die riesigen Dachflächen der Salzmannfabrik gegen Regenwasser zu sichern.

Das Baudenkmal in Bettenhausen hat in den vergangenen vier Jahren stark gelitten. Nachdem der Umbau und die Verkaufspläne des Eigentümers Dennis Rossing geplatzt waren, setzten Metalldiebe und Vandalismus dem Gebäude zu. 

Weil Scheiben zerstört und Dachrinnen sowie Fallrohre von kriminellen Metallhändlern abmontiert wurden, konnte Regen ungehindert in das Mauerwerk eindringen. Oberstes Ziel sei deshalb, das Wasser aus dem Gebäude fernzuhalten, sagt Architekt Christian Bernard vom Kasseler Büro „Punkt4 Architekten“.

72.000 Euro für Reparaturen

Macht das Dach dicht: Kevin Amelung von der Firma Holzbau Schwarz aus Zierenberg brachte gestern auf dem Dach der Salzmannfabrik Halterungen an. An diesen werden heute die Planen befestigt, die über die Oberlichter gespannt werden. © Ludwig

Nachdem das Verwaltungsgericht Kassel entschieden hatte, dass Eigentümer Rossing verpflichtet ist, die Fabrik vor Regenwasser und Schnee zu schützen (HNA berichtete), konnte die Stadt nun tätig werden. Da der Unternehmer seinen Pflichten nicht nachgekommen war, beauftragte die Stadt selbst die Arbeiten und wird die Kosten von 72.000 Euro Rossings Firma (Industrie Denkmal GmbH & Co. – Objekt Salzmanngelände KG) in Rechnung stellen.

„Wir werden nicht alle zerstörten Fenster abdichten, das ist zu aufwendig. Wichtiger sind ohnehin die Dachflächen“, sagt Architekt Bernard. Darüber dringe das meiste Wasser ins Gebäude ein. Während bereits etliche Ziegeln, Dachrinnen und Fallrohre erneuert wurden, steht am heutigen Mittwoch der nächste Schritt an: Mit einem Kran werden gigantische Lkw-Planen auf das Dach gehievt. Diese werden über die zerstörten Oberlichter auf einer Fläche von 550 Quadratmetern gespannt.

Bäume wachsen aus Mauern

Neben mutwilliger Zerstörung hat auch die Natur ihren Anteil am Verfall. Birken hatten im Mauerwerk Wurzeln geschlagen und es so zerstört. Inzwischen sind alle Bäumchen entfernt und die Schäden repariert.

Von einem großen Balkon war das Regenwasser ins Innere eines der besonders schützenswerten Oberlichtsäle gelaufen. Deshalb wurde der Balkon abgedichtet. Bis Ende dieser Woche sollen die Arbeiten abgeschlossen werden.

  Abgerissen: Die alten Websäle hinter den Flügeln der Salzmannfabrik waren ab 2012 abgebrochen worden.

„Unser Wunsch ist es, dass im nächsten Schritt die Zugänge im Erdgeschoss so gesichert würden, dass kein Zutritt mehr möglich ist“, sagt Ingrid Lübke vom Salzmannforum. Gemeinsam mit Oliver Leuer von der Kulturfabrik Salzmann ist sie optimistisch, dass die Fabrik weiterhin eine Chance für eine neue Nutzung hat. „Kassels Industriekultur verdient die gleiche Aufmerksamkeit wie das Welterbe im Bergpark“, sagt Lübke. Rossing hatte angekündigt, unter anderem der Stadt die Fabrik verkaufen zu wollen. Ein Kaufangebot liege derzeit noch nicht vor, teilt die Stadt auf HNA-Anfrage mit. 

Fotos: Quelle HNA online / Fotograf: © Bastian Ludwig