Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / HNA 13.04.2013


Pos1


Rossing: "Frist war zu kurz"
Rossing-Rückzug: Stadt reagiert mit Unverständnis und Bedauern


Kassel. Rossing vom Mietvertrag mit der Stadtverwaltung zurückgetreten, das Aus für das Technische Rathaus: Viel Bewegung beim Thema Salzmann in diesen Tagen. Die Frist der Stadt sei zu kurz gewesen, sagt Investor Rossing. Die Stadt hingegen äußert Unverständnis und Bedauern über den Schritt.

Mit Bedauern und Unverständnis haben Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) und Stadtbaurat Christof Nolda (Grüne) am späten Dienstagnachmittag auf die Entscheidung des Investors Dennis Rossing reagiert, von dem mit der Stadt Kassel geschlossenen Mietvertrag für das Salzmann-Gebäude in Bettenhausen zurückzutreten. Rossing sei nun in der Pflicht, neue Vorschläge für eine Nutzung des Geländes zu machen.

Rossing habe es nicht geschafft, die Finanzierung seines Salzmann-Projekts zu sichern. Das ist aus der Sicht von Hilgen der zentrale Grund für das Scheitern des Umbaus des Industriedenkmals in Bettenhausen in ein Behörden- und Dienstleistungszentrum. Der Oberbürgermeister sagte, dass es außerordentlich bedauerlich sei, dass das Projekt jetzt nicht realisiert werde. Er betonte, dass die Stadt dieses ambitionierte Vorhaben mit Nachdruck verfolgt habe. Hilgen: "Wenn man eine Stadt voranbringen will, muss man auch solche Projekte anfassen, deren Erfolg nicht von vornherein feststeht"

Rossing: "Frist der Stadt war zu kurz"

Investor Rossing hat unterdessen erklärt, dieser Schritt sei nach der langjährigen Entwicklungszeit nicht leicht gefallen. "Wir bedauern dies nach diesem langwierigen, arbeits- und kostenintensiven Prozess über mehrere Jahre sehr, aber auch wir müssen unsere Interessen wahren", erklärt der Projektentwickler.

Da die Stadt Kassel eine Frist bis zum 8. Mai gesetzt habe, einen Beleg dafür zu liefern, dass die 20-Millionen-Euro-Investition gestemmt werden könne, "waren wir gezwungen, von diesem Mietvertrag zurückzutreten, da die gestellte Forderung nicht innerhalb dieses knappen Zeitraums zu erfüllen ist", sagt Rossing. Die Frist sei nur wenige Wochen nach Unterzeichnung des Mietvertrages durch die Stadt gesetzt worden. "Diese Wochen sind zu kurz, um zwei Jahre aufzuholen", betont Rossing.

Der Mietvertrag mit dem zweiten Hauptmieter Huk-Coburg, die sich vor zehn Tagen wegen der Verzögerungen von dem Salzmann-Vorhaben verabschiedet hatte, sei bereits im Mai 2012 geschlossen worden. Seither habe man auf den Mietvertrag mit der Stadt warten müssen, dabei sei viel Zeit verloren gegangen. Der Verlust des Mieters HUK-Coburg sei in so kurzer Zeit nicht zu kompensieren gewesen.

Wie es mit dem Salzmann-Areal weitergeht, ist jetzt wieder völlig offen. "Die weitere Verwertung des Geländes Industrie-Denkmal-Salzmann, ob als Bürostandort mit einem neuen Konzept oder durch Aufgreifen der in der Vergangenheit getätigten und an uns heran getragenen Nutzungszenarien, werden wir in den nächsten Wochen prüfen", sagt Rossing. Auch ein Verkauf der Immobilie sei nicht ausgeschlossen.

Die Vorgeschichte des Salzmann-Projektes

Die Möglichkeit, aus dem Mietvertrag mit der Stadt auszusteigen, war auf Rossings Wunsch von Ende März bis Ende April verlängert worden. In den vergangenen Wochen hatten immer stärkere Zweifel an dem Vorhaben auf dem Salzmann-Areal dazu geführt, dass die Stadt dem Investor eine Frist bis zum 8. Mai gesetzt hatte, um zu belegen, dass er die 20-Millionen-Euro-Investition stemmen kann.

Die Stadt wollte bei Salzmann 10.000 Quadratmeter Bürofläche für ein Technisches Rathaus für mindestens 25 Jahre mieten. Anfang 2015 sollten 350 Mitarbeiter der Ämter des Dezernats für Verkehr, Umwelt, Stadtentwicklung und Bauen in die sanierten historischen Salzmann-Gebäudean der Sandershäuser Straße einziehen. Aus den heftig umstrittenen Plänen, die Kassels Oberbürgermeister Bertram Hilgen (SPD) auch mit Blick auf die Rettung des seit vielen Jahren vom Verfall bedrohten Industriedenkmals durchgesetzt hatte, wird nun nichts.

Bereits vor zehn Tagen war die HUK-Coburg als zweiter Hauptmieter aus den Vereinbarungen mit Rossing ausgestiegen. 180 Mitarbeiter der Versicherungsgruppe sollen statt nach Bettenhausen künftig von der Kölnischen Straße ins Raiffeisenhaus der Kasseler Bank am Ständeplatz wechseln. (hai/ach)