Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / HNA 21.01.2013


Pos1


Darum wird der Magistrat heute für das Technische Rathaus stimmen
Trotz Kritik: Stadt wird Salzmann mieten


Kassel. Das Votum der HNA-Leser ist eindeutig: 78 Prozent sind dagegen, dass die Stadt 10.000 Quadratmeter für ein Technisches Rathaus von Dennis Rossing, dem Eigentümer des Salzmann-Geländes, mietet.
Diese Umfrage ist zwar nicht repräsentativ, aber sie zeigt eine Tendenz: Viele Kasseler sehen dieses Projekt kritisch. Trotzdem wäre es eine Überraschung, wenn der Magistrat heute den Mietvertrag ablehnt. Warum ist das so?

Der Oberbürgermeister will das Technische Rathaus.
Er ist der Motor des Plans, im Salzmann-Gebäude die Ämter des Baudezernates zusammenzufassen: Bertram Hilgen will Fakten schaffen, bevor das Industriedenkmal, an dessen Wiederbelebung sich schon einige die Zähne ausgebissen haben, zur Ruine wird. Er hat das Projekt auch dann vorangetrieben, wenn Salzmann-Eigentümer Dennis Rossing und dessen Architekt Hans-Uwe Schultze einmal nicht wie gewünscht agierten. Als der damalige Baudezernent Joachim Lohse Ende 2010 öffentlich Zweifel an den Kosten- und Wirtschaftlichkeitsberechnungen der Planer äußerte und mit den Grünen zunächst einmal die Notbremse zog, war das für den OB ein Schlag ins Gesicht. Wenn Hilgens Vorhaben jetzt, kurz vor dem Ziel, noch platzt, wäre das eine große Niederlage.

Die SPD will das Technische Rathaus.
Die Sozialdemokraten schauen auf die Stadtteile im Kasseler Osten, in denen sie stark sind: Eine Wiederbelebung von Salzmann würde Bettenhausen stärken und weitere Investitionen nach sich ziehen, so das Kalkül. Deshalb haben sie in der Stadtverordnetenversammlung für das Projekt gestimmt und ihren Kooperationspartner, die Grünen, mitgezogen. Klar ist aber auch: Wenn städtische Ämter umziehen, gibt es Leerstand in der Innenstadt.

Die Grünen wollen auch das Technische Rathaus.
Die Grünen werden sich heute auch im Magistrat nicht gegen den Mietvertrag sträuben. Einige Vertreter ihrer Fraktion hatten zwar mehrfach gezweifelt, vor allem in Bezug auf Kosten und Wirtschaftlichkeit des Projekts. Jetzt sind die Reihen aber geschlossen - auch weil der Baudezernent, ein Grüner, das so will. SPD und Grüne stellen die Mehrheit im Magistrat, dem ehrenamtliche Politiker und die fünf Dezernenten der Stadt (drei von der SPD, zwei Grüne) angehören.

Der Stadtbaurat will das Technische Rathaus.
Christof Nolda ist seit einem Jahr im Amt. Er sieht im Technischen Rathaus die Chance, die auf viele Standorte verteilten Ämter des Dezernates zusammenzufassen und neu zu organisieren. Diese Hoffnung ist begründet - zumal bald auch mehrere Schlüsselstellen im Dezernat aus Altersgründen neu besetzt werden. Nolda kann das Dezernat in seinem Sinne ausrichten.

Die Mitarbeiter das Baudezernates sind skeptisch.
Als die Pläne für den Umzug nach Bettenhausen offenbar wurden, war das Murren weithin zu vernehmen: Viele Mitarbeiter des Baudezernates wollten lieber in der Innenstadt arbeiten. Nolda ist aber sicher, die Mehrheit seiner Mitarbeiter mittlerweile überzeugt zu haben. Auffällig ist jedoch, dass es noch keine Baugenehmigung für den Salzmann-Eigentümer Dennis Rossing gibt. Diese müssen diejenigen erteilen, die demnRossing gibt. Diese müssen diejenigen erteilen, die demnächst in Bettenhausen arbeiten sollen - ob das noch eine späte Form des Protestes ist? Eigentlich sollten Genehmigung und Vertrag schon im Herbst vorliegen. Trotzdem: Der Magistrat wird heute Ja sagen. (hai)