Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / HNA 25.03.2010


Pos1


Multihallen-Architekt Hans-Uwe Schultze im Interview zu Klinkersteinen, Parkplätzen und Chancen einer Arena:

„Oberflächliches Spektakel ist nicht mein Ding“


Kassel. Im Jahr 2005 gab es erste Ideen für die Multihalle, 2007 folgte die Weichenstellung von den Giesewiesen zur Salzmannfabrik. Dort hat auch Architekt Hans-Uwe Schultze mit seinem Geschäftspartner Professor Wolfgang Schulze sein Büro.


  
© Foto: Koch

Architekt Hans-Uwe Schultze



Herr Schultze, was unterscheidet die Kasseler Multihalle von den anderen Arenen?
Hans-Uwe Schultze: Sie steht nicht irgendwo am Rand der Stadt, sie integriert sich in das Bestehende einer historisch gewachsenen Stadt. Sie steht auf geschichtsträchtigem Grund. Die Salzmannfabrik mit den beiden mehr als hundert Jahre alten Schaufassaden aus gebrannten Klinkersteinen liefert ein hervorragendes Passepartout für eine Veranstaltungsstätte mit zeitgemäßer architektonischer Gestaltung. Ein oberflächliches Spektakel ist nicht mein Ding, die behutsame Wahl und ein rationales Zusammenfügen der Baumaterialien wird die Halle prägen.

In unserer Region gibt es keine Veranstaltungshalle dieser Größe. Mit welchem Einzugsbereich kalkulieren Sie?
Schultze: Der Radius ist mit 150 Kilometern leicht definiert, wir liegen in der Mitte Deutschlands. Expertisen und die Meetings mit den Spitzenrepräsentanten im Sport- und Eventbusiness prognostizieren uns eine hohe Attraktivität.

Wird das, was in Bettenhausen entstehen soll, ein Vorbild für die Entwicklung von historischen Industrieliegenschaften in Europa?
Schultze: Nimmt man beim Kasseler Modell noch die wirtschaftliche Komponente hinzu, nämlich die steuerliche Bewertung von Baukosten an einem industriellen Kulturdenkmal, dann wird sich unser Projekt unter die europäischen Vorzeigeobjekte einreihen können.

Was wünschen sich Menschen, die viel Geld für ihre Eintrittskarte ausgeben?
Schultze: Das beginnt mit guter Erreichbarkeit, setzt sich fort mit Dienstleistungs- und Serviceangeboten im gastronomischen Bereich und hat elementar mit dem Sicht- und Hörkomfort einer multifunktionalen Versammlungsstätte zu tun. Ich möchte hier eine besondere Herausforderung nennen: Übernahme der imposanten Hallenakustik des legendären Heubodens aus der Eissporthalle in unsere neue Arena. Und jegliche Darbietung wird für den Betrachter im Wert gesteigert durch die Beschaffenheit des architektonischen Umfeldes.

Was kann man in der Halle noch veranstalten?
Schultze: Neben Sport und Konzerten denken wir an Betriebs- und Aktionärsversammlungen, Parteitage, Firmenevents, Präsentationen oder Kongresse. Wir könnten eine Auslastung bis zu etwa 110 Veranstaltungseinheiten jährlich durch die Hallenplanung realisieren.

Parkplätze sind ja oft ein Problem. Bei Ihnen können Autofahrer auf annähernd 1000 Parkplätze sozusagen fast hineinfahren und trockenen Fußes in die Arena gelangen.
Schultze: Das bedeutet, dass der Besucher aufgrund des witterungsgeschützten Parkraumangebots motiviert ist, eher nach Kassel zu fahren als nach Dortmund, Hannover oder Erfurt.

Wann wollen Sie mit dem Bau beginnen?
Schultze: Für die Arena sind umfangreiche Planungsschritte nötig. Einige bauliche Einzelmaßnahmen können zum Jahresanfang 2011 beginnen.

Wann soll die neue Multihalle fertig sein?
Schultze: Denke ich an das Jahr 2013 und die 1100-Jahr-Feier meiner Heimatstadt Kassel, dann kann sicherlich die größte Geburtstagstorte in Bettenhausen stehen.

Von Jörg Steinbach