Von Jörg Steinbach
Kassel. Seit Monaten ist es still geworden um das Multihallen-Projekt. Auf dem Salzmann-Gelände an der Sandershäuser Straße in Bettenhausen soll eine Veranstaltungsarena für Spitzensport, Konzerte und Kongresse entstehen. Fragen und Antworten:
Fragen und Antworten:
?Wieso klemmt es denn immer noch bei dem Projekt?
Es hängt am Geld. Investor Dennis Rossing wollte mit der Multihalle auch ein Einkaufszentrum bauen und die Halle damit finanzieren. Wegen des Einzelhandels-Verbots muss er jetzt andere Wege suchen, die 40-Millionen-Investition auf finanziell solide Beine zu stellen. Es gibt bundesweit noch keine Arena, die ohne Sponsorengeld oder öffentliche Zuschüsse funktioniert.
?Reichen denn dafür Erstliga-Handball und Spitzeneishockey nicht aus?
!Nein. Vor allem ist nicht sicher, dass in drei oder zehn Jahren beide Teams noch aktiv in der Spitze mitmischen. Wer 40 Millionen investiert, muss aber die nächsten 20 Jahre im Blick haben. Sportteams, die absteigen oder verkauft werden können und ohne Sponsoren nicht weiterbestehen dürften, sind allein kein sicheres Standbein für eine solche Investition.
?Was könnte denn das neue Standbein sein?
Die Stadt Kassel will langfristig bis zu 6000 Quadratmeter Bürofläche in der Salzmann-Arena anmieten. Mit diesen Mieteinnahmen kann Rossing solide kalkulieren.
?Reicht das aus, damit die Multihalle endlich in Schwung kommt?
!Wohl kaum. Es muss weiteres Geld fließen, um die riesige Investition stemmen zu können. Wenn Dennis Rossing nichts verdienen kann oder sogar noch Geld drauflegen muss, wird er die Halle nicht bauen.
?Und wo soll das weitere Geld herkommen?
!VW hat an den Namensrechten für die Arena großes Interesse und will sich diese langfristig sichern. Weil es dabei um einige Millionen Euro geht, muss der Vorstand entscheiden. Diese endgültige Entscheidung steht noch aus.
?Und das reicht dann aus, damit die Halle kommt?
!Nein. Deswegen verhandelt Rossing in Wiesbaden mit Denkmalschützern und dem Finanzminister. Es geht um Abschreibungsmöglichkeiten für die gesamte Investition in das Industriedenkmal Salzmann. Dem Vernehmen nach sind die hessischen Denkmalschützer überzeugt, dass die Denkmal-Abschreibung für das komplette Projekt fachlich gerechtfertigt wäre. Das könnte der Durchbruch für die Multihalle werden. Die ansehnliche Steuerersparnis dürfte dafür sorgen, dass Rossing baut.
?Was ist mit dem Bundesliga-Handball der MT Melsungen als Hallenpartner?
Die Melsunger Handballer sind fein raus, weil sie mit Braun Melsungen einen tollen zentralen Sponsor haben, der auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten zum Erstligahandball steht. Die MT Melsungen will weiterhin beim Projekt Multihalle mitmachen. Die ursprünglich bis Ende März befristete Zusicherung wurde verlängert. "Wir sind weiter mit im Boot", sagt MT-Geschäftsführer Claus Schiffner.
?Und wie sieht es bei den Kassel Huskies aus?
!Den Schlittenhunden fehlen Sponsoren. Huskies-Boss Rainer Lippe muss derzeit um jeden Euro kämpfen. Die Huskies werden von vielen großen und kleinen Sponsoren getragen. Das gewährleistet in guten Zeiten mehr Unabhängigkeit.
Aber wegen der Wirtschaftskrise sind jetzt viele Geldgeber zurückhaltender. Aber auch die Huskies wollen die Multihalle. "Wir werden alles, was wir leisten können, dafür tun", versichert Huskies-Boss Rainer Lippe.
?Wie weit ist denn die Planung gediehen?
Die Pläne liegen baureif auf dem Schreibtisch von Architekt Hans-Uwe Schultze. Die Stadt Kassel hat eine rasche Baugenehmigung zugesagt. Aus Planersicht könnte im Spätsommer dieses Jahres mit dem Bau begonnen werden.
?Wird das erneuerte Auestadion zur Konkurrenz für die Multihalle?
Kaum. Kassel liegt nicht am Mittelmeer. Professionelle Veranstalter wollen in Nordhessen mindestens acht Monate im Jahr ein festes Dach über dem Kopf haben. Zudem bietet eine perfekt ausgestattete Veranstaltungsarena auch drumherum deutlich mehr als ein Sportstadion.
07.04.2009