Fabrik SALZMANN & COMP. Kassel / Pressearchiv / 21.11.2007


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Es regt sich in der Gruft
Kommerzienrat Georg Wilhelm Carl Salzmann ruht unter der Friedhofskapelle



Spangenberg.
Vergessen ruht der Spangenberger Kommerzienrat Georg Wilhelm Carl Salzmann in einer Gruft auf dem Spangenberger Friedhof. Bei den jüngsten Sanierungsarbeiten an den Türen und Toren auf dem Friedhof wurde die Gruft entdeckt. Der bundesweit anerkannte Experte für solche gemauerten Grabstätten, Andreas Ströbl, wird im Januar nach Spangenberg kommen und die Salzmannsche Familiengruft in Augenschein nehmen.


Ob da ein Kleinod zu finden ist oder nur eine schrullige Idee eines Mannes mit extremem Hang zur Selbstdarstellung - über den Tod hinaus - verwirklicht wurde, das soll der Göttinger Archäologe beurteilen. Der wurde von Prof. Dr. Reiner Sörries hinzugezogen, der das Museum für Sepulkralkultur am Kasseler Weinberg leitet. Erster Stadtrat Ulrich Salzmann hat ihn für die Gruft interessiert.

Salzmann übrigens ist zwar ein Namensvetter des Mannes, dessen Leichnam unter der Kapelle in einem eisernen Sarg liegt, aber er ist nicht mit diesem verwandt. Dafür ist Georg Wilhelm Carl Salzmann ein Mitglied der Dynastie, die der Stadt Spangenberg Endes des 19. Jahrhunderts großen Reichtum und viele Arbeitsplätze brachte. Davon zeugen heute noch die Salzmannhallen, die Louis-Salzmann-Straße oder das Liebenbachdenkmal. Letzteres spendete 1915 der Kommerzienrat Heinrich Salzmann, "in dem wir den Gründer der heutigen Weltfirma Salzmann & Comp. Kassel und ihrer Filiale Melsungen zu erblicken haben", wie die Spangenberger Zeitung am 16. Juli 1950 schrieb (siehe auch nebenstehenden Artikel). Auch im aktuellen Telefonbuch der Stadt finden sich noch rund ein Dutzend Einträge unter dem Nachnamen Salzmann. Mehr über den in der Gruft beigesetzten Spross der Salzmannschen Familie, Georg Wilhelm Carl, und seinen Bruder Heinrich, den Spender des Liebenbachdenkmals, versucht gerade Ulrich Salzmann herauszufinden.

Nur ein Sarg

Er stöbert dafür in alten Bänden der Spangenberger Zeitung. In den Jahrgängen um 1914 hofft er, Informationen über den Bau der Gruft zu finden. Dort steht übrigens nur der Sarg des Kommerzienrates, der Platz für denjenigen seiner Ehefrau an seiner Seite blieb leer. Sie soll in den Wirren des Ersten Weltkrieges in Leipzig verstorben sein und ihr Leichnam wurde nicht nach Spangenberg überführt.

Ihr Ehemann war im August 1914 in Berlin gestorben. Im Jahr danach soll die Gruft gebaut worden sein. Dort ruht der Kommerzienrat seit nunmehr über 90 Jahren. Die meisten Spangenberger, die die über der Gruft liegende Kapelle betreten, ahnen nichts von dem Verstorbenen, der da nur wenige Meter tiefer zu ihren Füßen schlummert.

Heinz Buhre, Leiter des Heimatmuseums Spangenberg, weiß, dass einer der letzen Fabrikbesitzer der Weberei mit seiner Ehefrau im Haus Rathausstraße 7 gewohnt habe, das jetzt umfangreich restauriert wird.

Ob auch die letzte Wohnung von Georg Wilhelm Carl Salzmann, die Gruft unter der Kapelle, einer Renovierung bedarf oder es dort, wie kürzlich in der Rathausstraße 7 mal einen Einblick für die Öffentlichkeit geben wird, das überlegt Erster Stadtrat Ulrich Salzmann ebenfalls: Tag der offenen Tür in der Gruft?

von Andrea Brückmann

HNA online, 21.11.2007